In Alt Kentzlin steht der Start der ersten mobilen Käserei in MV kurz bevor
Nach über einem Jahr des Planens und der Vorbereitung ist es endlich da, das Herzstück der Mobilen Käserei Kentzlin: Ein LKW, der es in sich hat. Hier soll zukünftig die Milch von den Höfen direkt zu Käse verarbeitet werden. Nur zum Reifen geht es dann noch nach Kentzlin. Die Vermarktung übernehmen die Höfe selbst. Etwa 30 Interessierte gibt es schon, zehn Betriebe können kaum erwarten, dass es endlich losgeht.
Probekäsen in Alt Sührkow
Auf dem Milchhof in Alt Sührkow ist die Aufregung besonders groß, denn hier passiert es zum ersten Mal: Direkt aus dem Milchtank im Stall fließt die Milch durch Schläuche in den Wagen in einen der beiden 800-Liter-Tanks und wird dort erhitzt. Mikroorganismen und Lab zugesetzt, gekäst. Wie es sich für einen ersten Probelauf gehört, läuft nicht alles sofort glatt, ohne Elektriker geht es an dem Tag nicht. Einige Stunden Zeit kostet das Anja Hansen und Henriette Gaede. Die Euphorie der beiden bremst das jedoch nicht. Erst vor ein paar Tagen haben sie das 140.000 Euro teure Gefährt von einem Spezialbetrieb aus Nordrhein-Westfalen nach Hause in die Mecklenburgische Schweiz geholt. Vierzehn Stunden Einweisung in die Technik lagen da bereits hinter ihnen. Ein großer Moment war es aber dennoch.

Seit über einem Jahr planen sie ihr Projekt von der Mobilen Käserei. Es wurde eine GmbH mit vier Gesellschaftern gegründet, Förderungen beantragt, Hygieneschulungen besucht, Käsepraktika absolviert. Für Diplom-Biologin Anja Hansen ist die Käseherstellung Neuland, Interesse daran hatte sie schon lange. Als dann von der Idee einer Käserei auf dem Hof Alt Kentzlin hörte, meldete sie sich sofort. Mit der ganzen Familie zog sie von Rostock nach Kentzlin. Henriette Gaede war schon vor Ort. Die Öko-Kontrolleurin suchte aber gerade nach einem neuen beruflichen Weg für die Zukunft. Beide wurden ein Team und ziehen seitdem an einem Strang.
Ein gutes Team
Auch heute in Alt Sührkow ergänzen sie sich gegenseitig perfekt. Anja kümmert sich um die richtige Temperatur der Milch und um das Hinzufügen des Labs, Henriette hat die Technik im Blick. Zwischendurch heißt es warten und dokumentieren. „Für uns sind das jetzt erstmal nur Probeläufe“, sagt Anja Hansen. „Wir schauen, wie die Anschlüsse am Wagen mit der Technik auf den Höfen vor Ort funktionieren und ob die Abläufe passen. Gleichzeitig probieren wir die unterschiedlichen Käsesorten aus und testen Rezepte.“ Da haben einige Betriebe ganz individuelle Vorstellungen. Noch fehlt zwar die EU-Zulassung für die Vermarktung im Einzelhandel, aber die entsprechenden Anträge sind bei den Behörden und es werde hoffentlich nicht mehr lange dauern, sagt Anja Hansen.

Foto: Manuela Heberer
Große Nachfrage nach handgemachtem Käse
Im Herbst soll die Mobile Käserei offiziell eingeweiht werden – von Minister Backhaus persönlich. Immerhin hat das Land über das europäische LEADER-Programm knapp 100.000 Euro für die Technik bereitgestellt. Dann sollen auch die Reiferäume auf dem Gutshof in Alt Kentzlin fertig sein, wo der Käse dann bis zur Reife etwa vier bis sechs Wochen lagern wird. Betriebe im Umkreis von 100 Kilometern wollen Anja Hansen und Henriette Gaede dann dreimal die Woche anfahren, die Milch vor Ort zu Käse verarbeiten und mit nach Kentzlin zum Reifen nehmen. Die Nachfrage nach handgemachtem Käse sei jedenfalls sehr groß, erzählt Anja Hansen. Insofern sei die mobile Käserei ein wichtiger Schritt bei der Produktion regionaler und zugleich handwerklich hergestellter Milchprodukte. Immerhin ist es die erste ihrer Art in Mecklenburg-Vorpommern.
Von Manuela Heberer