Nicht nur die Nähe zu Berlin zieht kreative Köpfe nach Neustrelitz
Erik Swiatloch ist Musiker und Klangkünstler: Er produziert Musik, nimmt eigene auf, spielt Live-Konzerte und komponiert für Filme. Seit ein paar Monaten hat der gebürtige Eisenacher dafür Neustrelitz als Wahlheimat auserkoren und ist überrascht von der kreativen Atmosphäre.
Was genau den Thüringer nach Mecklenburg verschlagen hat, ist nicht eindeutig geklärt. Wohl aber, dass er sich schon als Kind dachte, irgendwann mal hier wohnen zu wollen. Die Urlaube mit den Großeltern in einem kleinen Ort bei Kratzeburg haben Eindruck hinterlassen. So sehr, dass Erik Swiatloch schon heute, mit 26 Jahren, die ehemalige Residenzstadt Neustrelitz gleich mehreren Großstädten wie Frankfurt, Hamburg und Berlin vorzieht. „Schneller als gedacht“, sagt der Musiker. „Eigentlich hatte ich mir das fürs Alter überlegt. Aber irgendwie hatte ich jetzt das Gefühl, Großstadt geht nicht mehr.“
Plattenlabel in Neustrelitz gegründet
Seit vergangenem September ist Neustrelitz sein neues Zuhause. Zuerst musste er seine Freundin von einem Umzug dorthin überzeugen. Ein paar Tage Sommerurlaub in der Stadt halfen. Dazu fand die Maskenbildnerin direkt einen Job am Theater. Er selbst konnte im Kulturquartier anheuern, arbeitet ansonsten freiberuflich als Musiker und Sounddesigner. Die Nähe zu Berlin ist dafür günstig. Gerade Anfang des Jahres hat er sein eigenes Plattenlabel Poly Unique gegründet. Das erste Album ist im Mai erschienen. Die Indie-Pop-Band Reisegruppe Sued kennt Erik Swiatloch seit Jahren, hat schon in seinem Tonstudio in Eisenach viel mit der Gruppe gearbeitet. Auch dieses soll perspektivisch seinen Platz in Neustrelitz finden.
Zuzügler aus ganz Deutschland
Dort kannte er vorab niemanden, hat mit seiner Freundin einfach den Schritt gewagt. Das Ankommen fiel nicht schwer. „Die Leute sind hier so offen, gehen auf einen zu. Da fanden wir schnell Anschluss.“ Besonders erstaunt ist Erik Swiatloch über die vielen anderen Zuzügler aus verschiedenen Ecken Deutschlands. „Da kommt viel kreatives Knowhow zusammen, das man hier bündeln kann, um was Neues zu starten“, so der Musiker. „Ich habe sogar das Gefühl, dass man hier fast mehr auf die Beine stellen kann, als in einer großen Stadt, wo die Distanz wesentlich größer ist.“ Er muss es wissen, hat in Frankfurt am Main seine Ausbildung zum Mediengestalter bei einer Produktionsfirma gemacht, in Hamburg gearbeitet.
Melancholische Instrumentalmusik
Als „Draußen-Mensch“ schätzt er die Natur der Gegend. „Man fällt ja fast ins Wasser, egal wo man hingeht“, scherzt er. Auch das breite kulturelle Angebot in Neustrelitz habe ihn überrascht. „Lesungen, Konzerte, Kleinkunst, irgendwo ist immer was los.“ Selbst jetzt, während der Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie, gehe einiges. Er selbst musste ein paar Konzerttermine seines Musikprojekts phaebel absagen oder verschieben. Stattdessen arbeitet er nun an einem zweiten Album seines Solo-Projekts Swœr, „melancholische Musik“, für die er alle Instrumente selbst einspielt und aufnimmt.
Aber auch einen neuen Künstler hat er seit kurzem unter Vertrag. Im Herbst soll das Album in seinem jungen Neustrelitzer Musiklabel erscheinen.
Von Manuela Heberer